index.2
Mittwoch
e-mail25d
website design software

Mittwoch, 17.10.12 - Eindrücke nach Yad Vashem

Erschreckend zu sehen, wozu sich Menschen in einem Wahn  hinreißen lassen. Hier ist dokumentiert, was sich die brauen Horden ausdachten um eine Rasse auszurotten. Daran muss immer wieder erinnert werden, damit das nie wieder vorkommt. Betroffen macht aber ebenso zu sehen, wie wenig aber daraus gelernt wurde, denn auch heute werden Völker systematisch bedrängt.
Wilfried


  Eine Klammer um das Museum: Bilder aus einer vernichteten Welt am Anfang und am Ende Buchstaben, Worte, Briefe, die von den Toten an die Lebenden gerichtet werden und die bleiben.
Es ist bedrängend, entsetzlich und traurig. Eine Flut von Bildern, Gegenständen und Zeugnissen, die mich überschwemmt. Ich will alles aufnehmen, nichts auslassen und kapituliere vor dem Unmöglichen. Das Grauen wird fühlbar durch Einzelheiten: bunte Kinderpostkarten vom Vater in Deutschland an sein Kind im rettenden Ausland, die irgendwann nicht mehr kommen. Eine dunkle Halle voller kleiner Lichter; Namen und Alter der ermordeten Kinder. Ich muss wiederkommen und versuchen, das Versäumte zu hören und zu sehen. Verstohlene und offene Tränen, wohin ich schaue. Draußen Frieden und Stille. Weiter Raum für alle Gedanken und Gefühle, die kommen.
- - -


  Wir sind tief beeindruckt von der Unmenge an Informationen zum Holocaust.
Es ist unfassbar, welches Leid die Menschen anderen Mitmenschen zufügen können. Gerade deswegen ist diese Gedenkstätte als Abschreckung für die Nachwelt zu erhalten. Nur so kann ein Beitrag für das friedliche Zusammenleben von Nationen und Religionen gelingen. An vielen Stellen haben wir erfahren, dass die Bevölkerungsgruppen friedlich zusammenleben können. Wir wünschen uns, dass es für die Zukunft auch politisch ermöglicht wird.
Marie-Luise und  Ernst

Unrecht, Qual, Tod, Bilder über Bilder, immer wieder die gleichen Szenen, unendliches Leid, unmenschliche Täter, ein Blick in den Abgrund menschlichen Daseins und Handelns, der sich in der eigenen Seele festbrennt.
Nach der Hälfte des Museums fällt das Atmen schwer, der Hals wird eng, die Augen brennen, die Tränen kaum zurückzuhalten – keine Chance auf Abbruch, kein Seitenausgang, es muss bis zum Ende gegangen werden.
Die Erinnerungshalle der Kinder, die Tränen fließen nur noch, wollen auch hinterher nicht trocknen. Das Gefühl wird bleiben, die Bilder auch.
Dennoch, es war gut da zu sein, auch wiederzukommen.
- - -

Keine Zeit des Vergessens
möge es geben …
 „Remember only that I was innocent and, just like you, mortal on that day, I, too, had had a face, marked by rage, by pity and joy,quite simply, a human face!”
schrieb Benjamin Fondane,
1944 in Auschwitz ermordet und begleitet jeden Besucher am Ausgang des Museums.
Lutz und Hildegard
 
Wladimir aus Vilna. Foto am Kindbett mit seiner Frau. Am Horizont der Medizinstudienplatz in Bern. Wladimir wird in Auschwitz ermordet.
Charlotte Salomon, Berliner Künstlerin. Ihre Bilder habe ich zum ersten Mal in diesem Frühsommer auf der Dokumenta in Kassel gesehen. Bilder, die Geschichte(en) erzählen: Sehnsucht, Verwundung, Schmerz, Sehnsucht…
Auf einem Blatt lese ich: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“
Auch Charlotte wird als junge Frau in Auschwitz ermordet. Doch in ihren Bildern begegnet sie mir heute.
Yad Vashem der Kinder. Unvermittelt finde ich mich in einem dunklen Raum wieder. Meine Augen brauchen Zeit. Lichtpunkte und Kerzen in der Spiegelkuppel- ohne Zahl. Nachkommen wie Sterne am Himmel. Kinder, denen ihr Leben genommen wurde. Ich höre ihre Namen: Greta aus Frankfurt, 7 Jahre. Namen von 1.500.000 Kindern, die bei ihrem Namen gerufen werden. Beim Verlassen dieses Ortes schlägt mir gleißendes Sonnenlicht entgegen. Es duftet nach Rosmarin.
Jerusalem am selben Abend. Junge, coole, sehr vitale junge Israelis ziehen an uns vorbei.
Wir sprechen über unsere Väter. Über Menschen, die „Teil der Vernichtungsmaschinerie“ waren, die sich ihre Ohren verstopft und weggeschaut haben, die ihre eigene Haut retten wollten, denen „die Juden“ fremd waren. Eine Stimme aus Yad Vashem: „Frag’ mich nicht, was ein Jude ist, frag’ mich, was ein Mensch ist.“
S.