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Mittwoch
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Nachsholim, Mittwoch, 10 Oktober


Akko stand auf dem Programm. Das bedeutete nach der Abfahrt um 9.00 Uhr etwa 75 Minuten Busfahrt nach Norden. Auf der Strecke liegt zunächst Haifa, wo wir unseren Guide Michael und Manuela, die dort einen Besuch gemacht hatte, abholten. Das Wetter wäre am Niederrhein traumhaft für einen Sommertag: Einige wenige Wolken, Sonne und knapp 30 °C Temperatur. Akko oder auch Acco ist Kreuzfahrerstadt und liegt in Spitzenlage am Mittelmeer. Obwohl schon sehr viel älter, ging es dort erst ab etwa 1100 mit den Kreuzzügen richtig rund. Dank der guten Verkehrsanbindung war es eine gute Ausgangsbasis, um nach Jerusalem zu gelangen und die Handelswege im Osten zu kontrollieren. So sind dort im Laufe der wechselhaften Geschichte gewaltige Befestigungsanlagen entstanden, die das Bild noch heute entscheidend prägen. Eine lange Befestigungsmauer schützte den Hafen und die Festung, die zuletzt noch nach dem zweiten Weltkrieg von der britischen Verwaltung als Gefängnis genutzt wurde. Mehr zufällig hat man im Gefängnishof gegraben und tiefer in der Vergangenheit geforscht. Denn Dank des alten Brauchs, einfach auf alten Ruinen zu bauen, fand man in der Tiefe eine ganze Menge Geschichte, die jetzt bis in die Zeiten der Kreuzfahrer zurückging. Dabei ist heute noch lange nicht alles freigelegt und so kann man in den heute quasi im Kellergeschoss gelegenen Anlagen den Lebensraum der Kreuzritter erkunden. Zurück im Tageslicht lernten wir Accos Altstadt kennen, die stark arabisch geprägt ist. Ein Erlebnis ist der Suk, ein Markt in den engen Gassen, der vielfach überdacht ist. Man muss es erlebt haben, die Kette von Läden, in denen man von Babyspielzeug über Fisch, Gewürzen, Haushaltsgeräten, Kleidung, Obst, für jeden Buchstaben des Alphabets etwas findet. Gut, die Präsentation des Fisches würde bei jedem Kontrolleur des Ordnungsamtes bei uns den sofortigen Herztod herbeiführen, hier ist aber manches anders. Die Mittagsverpflegung haben wir am Rand des Suks eingenommen, wir rechnen trotzdem damit, den Bericht auch morgen fortsetzen zu können. Felafel und ihre mit Fleisch gefüllten Verwandten haben uns sehr gut geschmeckt, ergänzt von einer Limonade mit Pfefferminzblättern und einem Kaffee aus Gefäßen für fast homöopathischen Mengen. Es hat jedenfalls wie fast immer sehr gut geschmeckt.
Nach etwa einer 30minütigen Busfahrt zurück nach Haifa erreichten wir unseren nächsten Stopp: die Mädchen gymnasial Ulpana ironi Waw, eine Mädchenschule, die modern orthodox geführt wird. Der Schuldirektor begrüßte uns sehr herzlich und lud uns zu gekühlten Getränken und Gebäck ein. Er stellte kurz seine Schule vor ( etwa 250 Schülerinnen, national-religiös geprägt, aber mit großen wirtschaftlichen und kulturellen Unterschieden, mit sehr guten Noten, die auf Disziplin, gutes Benehmen, Respekt vor den Lehrern, freundschaftlicher Umgang miteinander, eine gute Arbeitsatmosphäre, keine Drogen und keine Gewalt zurückgeführt werden). Anschließend erklärte uns Ari Hecht (ehemaliger Schulleiter und Oberstufenkoordinator) das israelisch-national-religiöse Schul- und Erziehungswesen wie folgt: Kindergarten ab dem dritten Lebensjahr, Vorschule ab dem fünften, anschließend 1. – 6. Klasse Grundschule, 7. – 10. Klasse Mittelstufe, 12. und 13. Klasse Gymnasium. Ab der 7. Klasse werden Mädchen und Jungen getrennt unterrichtet. Für seine Schule erklärte er: Wir fordern so viel wie möglich von den Schülern, der höchste Level wird angestrebt.  Im Anschluss an die Schule müssen die jungen Männer für drei Jahre zu Militär, die jungen Frauen für 2 Jahre. Die ultraorthodoxen Juden lehnen den Militärdienst ab. Die national religiös geprägten Mädchen können sich vom Militärdienst freistellen lassen, werden jedoch angehalten, einen ebenfalls zweijährigen nationalen Dienst abzuleisten, etwa in Krankenhäusern, Seniorenheimen, in jüd. Gemeinden im Ausland o.ä.. Awid, eine Schülerin aus der Jahrgangsstufe 12, stand uns dann ebenfalls für Fragen zu ihrer eigenen Lebensführung und Schulleben zur Verfügung, die sie auch sehr souverän in Englisch beantwortete.
Nach diesen sehr interessanten 90 Minuten Informationen zu Schule und Erziehung ging es Zurück nach Nachsholim.

Wilfried und Elke